Verein

Alles zur Vereinshistorie

Entstehung und Vereinsgeschichte

125 Jahre Schwimmverein Poseidon Hamburg e.V.

Erste Überlegungen und Gründung

1895 bildeten einige schwimmsportbegeisterte Mitglieder des "Hamburg­-Eimsbütteler Turnverein" eine Schwimmriege. Parallel dazu plante der "Sanitäts­-Schwimmverein Hamburg von 1889" die Gründung einer Abteilung in Eimsbüttel. Im März 1895 wurde dann von beiden Gruppen unter dem Namen "Sektion Eimsbüttel des Sanitäts-Schwimmvereins Hamburg von 1889"eine neue Vereinigung gebildet. Am 1. März 1896 wurde bei einem großen Schwimmfest ein er­heblicher Mitgliederzuwachs erreicht und am 6. Mai 1896 wurde beschlossen, den Verein unter dem Namen "Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel" als unab­hängigen Verein zu gründen und den 1. März 1895, den Tag des Zusammen­schlusses der beiden Vorgängerorganisationen, als Gründungstag zu bestimmen.

Die Schwierigkeiten dürfen aber trotz des Zusammenschlusses nicht verkannt werden. Die Abneigung großer Teile der Bevölkerung gegen das öffentliche Ba­den war noch nicht überwunden. Frauen waren wegen der vorhandenen Prüderie nur in gesonderten Frauenbadeanstalten zugelassen und nach der Eröffnung der Badeanstalt Hohe Weide in Eimsbüttel im Jahre 1902 stieg die Mitgliederzahl der Damenabteilung von 13 auf 100 Mitglieder im Jahre 1904.

Prüderie behindert die Entwicklung des Frauensports

Doch noch lange war die Prüderie nicht überwunden. 1908 mussten bei einem Damenschwimmfest die (männlichen) Musiker hinter einer Zeltplane sitzen, um nicht auf die Damen schauen zu können. Selbstverständlich waren Männer weder als Teilnehmer noch als Zuschauer zugelassen. In einer alten Badeordnung war im § 2 festgelegt, dass der Zutritt zum Damenbad nur Frauen gestattet war. Da es aber keine Schwimmeisterinnen gab, musste eine Lösung gefunden werden. Ganz einfach, die Geschlechtsumwandlung fand per Erlass statt: "Gemäß § 2 dieser Badeordnung gilt der Bademeister als Frau." Weitere Vereine gründeten sich in der Zeit nach der Jahrhundertwende und der Verband Hamburger Schwimmvereine gewann an Einfluss im 1886 gegrün­deten "Deutschen Schwimm-Verband".

Erweiterung des Vereinsangebotes

Da ein nur auf Sportbetrieb ausgerichtetes Angebot nicht den Vorstellungen der damaligen Zeit entsprach, wurde bald nach der Vereinsgründung auch ein Trommler- und Pfeifer-Korps gegründet. Der Zulauf war so stark, dass sich bald ein 2. Knaben Trommler- und Pfeifer-Korps anschloss. Zu einem nicht mehr festzustellenden Zeit­punkt um 1910 trafen sich verschiedene Vereins­mitglieder außerhalb des Trainings zum Faltbootfahren. Daraus entwickel­te sich im Laufe der Jahre eine Faltbootabteilung, die Wanderfahrten unter­nahm und an der Elbe ein ständiges Wochenend­lager unterhielt. Diese Faltbootabteilung bestand mit wechselnder Mitglie­derzahl bis in die 40iger Jahre.

Die Gründung des Ottensener Schwimmsport-Vereins und des Altonaer Schwimm-Vereins

1909 gründete sich in Ottensen der "Ottensener Schwimmsport-Verein von 1909" und im Jahr darauf entstand der "Altonaer Schwimm-Verein von 1910". Eine wesentliche Aufgabe der Schwimmvereine war es, Schwimmunterricht zu erteilen und für die Gründung anderer Schwimmvereine zu werben. Der "Sanitäts‑Schwimmverein Eimsbüttel" war Initiator für die Gründung des "Lauenburger Schwimmverein" im Jahre 1903. "Altonaer Schwimm-Verein" und "Ottensener Schwimmsport-Verein" waren dafür in Schleswig-Holstein tätig, gehörte doch Altona nicht zu Hamburg. Sie wirkten hauptsächlich bei der Gründung von Schwimmabteilungen in Turnvereinen mit.

Der sportliche Betrieb und die Schaffung von Schwimmgelegenheiten

Große nationale und teilweise auch internationale Schwimmveranstaltungen wurden in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts in den neu erbauten Schwimmhallen und Freibädern durchgeführt. Die Schwimmvereine in Ham­burg, Altona und Ottensen veranstalteten häufig Vergleichswettkämpfe, die mit volkstümlichen Einlagen zu einer Popularisierung des Schwimmens beitrugen. Auch die Einführung des Wasserballspiels war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Schwimmsports. Die Schaffung von Schwimmgelegenheiten war ebenfalls ein Anliegen der Ver­eine. Das Baden in der Elbe wurde freigegeben und in der Alster entstanden die Badeanstalten Schwanewik und Lattenkamp.

Einschnitt durch den 1. Weltkrieg und die Zeit danach

Durch den Weltkrieg von 1914 - 1918 wurde die Entwicklung jäh gestoppt. Es war schwierig, die Mitglieder zusammenzuhalten und nach Ende des Krieges die Heimkehrer wieder zu integrieren. So konnte erst 1919 mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Nach siebenjähriger Pause blühte 1920 der Sportbetrieb wie­der auf und die Gauwasserballspiele wurden erstmalig wieder ausgetragen. 1925/ 1926 war dann der Durchbruch im damaligen Reichsgebiet geschafft, und Ham­burger Aktive konnten sowohl auf nationalen als auch auf internationalen Wett­kämpfen in Erscheinung treten. Im Wasserball konnten in den zwanziger Jah­ren Mannschaften des "Sanitäts-Schwimmver­eins Eimsbüttel", des "Ottensener Schwimm­sport-Vereins" und des "Altonaer Schwimm-Vereins" immer wieder ihre Spielstärke bewei­sen. Sie qualifizierten sich für die Teilnahme an den Norddeutschen Meisterschaften und wa­ren dort sehr häufig in die Entscheidungen ein­gebunden. Der "Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel" sah in der jährlich stattfindenden Alsterstaffel einen seiner sportlichen Höhepunkte und nutz­te dieses Spektakel auch als Werbung für den Verein. Für die Altonaer Vereine "Ottensener Schwimmsport-Verein" und "Altonaer Schwimm-Verein" waren die Jahreshöhepunkte das Elbe-Streckenschwimmen und die Wasserballspiele um den Elbe­pokal. Die Spiele in dem auf- und ab dümpelnden Wasserballfeld zogen wie das Schwimmen immer wieder viele Zuschauer an den Elbestrand bei Neumühlen-Övelgönne. Die Zeit des Nationalsozialismus förderte die Belange des Sports erheb­lich. Allerdings waren dies keineswegs uneigennützige Gesichtspunkte. Die Überführung der freien Sportorgani­sationen mit den Vereinen und Ver­bänden in die von der damaligen Re­gierung beeinflussten und bestimm­ten Reichssportorganisationen wirk­te sich sehr negativ auf das Vereins­leben aus. Die Vielfalt der Mitglie­der und der frei entfalteten Vereinsangebote musste Anordnungen und Anwei­sungen weichen. Trotzdem konnten in die­ser Zeit in einer Vielzahl von Wettkämpfen in allen Teilen Deutschlands gute Ergebnis­se erzielt werden. Bei den kurz vor Kriegsbeginn im neu er­bauten Sommerbad Eimsbüttel (auch heute noch nach der Straße Kaiser-Friedrich-Ufer liebevoll Kaifu genannt) durchgeführten Deutschen Schwimmmeister-schaften konnten sich viele Hamburger Aktive in die Liste der Sieger und Platzierten eintragen.Der Beginn und Verlauf des zweiten Weltkrie­ges war dann ein weiterer erhebli­cher Einschnitt in das Gefüge der Vereine. Trotz­dem wurden gera­de in den ersten Kriegsjahren noch Wettkämp­fe und sogar Deutsche Mei­sterschaften aus­getragen. So gewann bei den deutschen Meisterschaften 1940 in Magde­burg Gertrud Rannow (später verheiratete See­mann) den Titel über 400 m Kraulschwim­men in 5:50,2 Minuten. In der Rückschau stellt sich die Frage, wie in einer Zeit, in der das Überleben häufig nur unter größten Anstrengungen möglich war, noch Energie für Vereinsbetätigung und Vereinsführung vorhanden sein konnte.

Jubiläumsfeier trotz Fliegeralarms

Trotz aller Probleme konnte das 50jährige Vereinsjubiläum des "Sanitäts­-Schwimmverein Eimsbüttel" im März 1945 im Landhaus Walther im Stadtpark mit einem Festessen gefeiert werden. Wesentlichen Anteil an diesem Festessen hatten unsere heutigen beiden Ehrenvorsitzenden Egon Krumm und Erhard Geigenmüller mit ihrem sprichwörtlichen Organisationstalent. Gegen Berech­tigungskarten für 10 Zigaretten konnten die wenigen Vereinsmitglieder, die zu dieser Zeit in Hamburg waren, an der Jubiläumsfeier teilnehmen. Die Zigaretten gelangten dann nach Dänemark, wurden dort gegen Schweinebraten umgetauscht und dieser Schweinebraten wurde dann mit Kuriergepäck der Wehrmacht wieder nach Hamburg gebracht. Dieser damalige ungesetzliche Akt hätte bei Entdec­kung für unsere beiden Ehrenvorsitzenden Lebensgefahr bedeuten können. Aben­teuerlich wie die Beschaffung des Festessens war auch dessen Beginn. Ein Flieger­alarm verhinderte das rechtzeitige Eintreffen der 50 bis 60 Teilnehmer. Trotz oder wahrscheinlich gerade wegen dieser Umstände ist das Jubiläum bei allen Beteiligten in unvergesslicher Erinnerung geblieben.

Ein neuer Anfang - Die Vereinsgeschichte von 1945 bis 1995

Wiederbeginn

Das sportliche Leben kam in den letzten Kriegsjahren nahezu vollständig zum Erliegen. Ober Feldpostbriefe wurde jedoch Kontakt zu den an den verschiede­nen Fronten liegenden Mitgliedern gehalten und nach dem Ende des Krieges und der Rückkehr aus der Gefangenschaft wurde der Vereinsbetrieb schon 1945 wie­der aufgenommen. Erstes Training in der Badeanstalt Stadtparksee und Wasser­ballspiele im Schwimmbecken des THC Klipper am Hofweg zeigte die damalige Bereitschaft, die schlimmen Zeiten schnellstens durch eigenes Zutun zu überwin­den. Dazu zählt auch die vorläufige Anerkennung vom 20. Mai 1946, mit der die Jugendabteilung die rein sportlicheTätigkeit wieder aufnehmen durfte.

Der Schwimmverein Poseidon, Sitz Altona entsteht

Bei der ersten Hauptversammlung des Hamburger Schwimmverbandes 1946 im Gewerbehaus Holstenwall entstand die Überlegung einer Zusammenarbeit zwischen dem "Altonaer Schwimmverein" und dem "Ottensener Schwimmver­ein". Diese Überlegungen fanden Ende 1946 mit dem Zusammenschluss zum "Schwimmverein Poseidon" ihren Abschluss. Die alten Vorstandsmitglieder bei­der Gründervereine konnten Wissen und Erfahrung einbringen, und mit Her­bert Toedter wurde ein 1. Vorsitzender gefunden, der in Wilhelm Richter einen erfahrenen sportlichen Leiter zur Seite hatte. Den ersten Wettkampf führte der junge "Schwimmverein Poseidon" gegen den "Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel". Ob hier bereits weitere Gedanken zur Erweitern angesprochen wurden, ist nicht überliefert. Auch das Ergebnis ist nicht festgehalten. In dem sehr kalten Winter 1946/1947 konnte keinerlei Übungsbetrieb stattfin­den, weil keine Hallenbäder zur Verfügung standen. Die Planungen der Verant­wortlichen gingen deshalb auch zu einer eigenen Sportstätte. Löschwasserbecken im Hessepark und im Goßlerpark in Blankenese konnten nicht dauerhaft genutzt werden. Aber im Sommer 1947 wurde das Schwimmstadion im Volkspark wie­der freigegeben, und so konnte der "Schwimmverein Poseidon" an die Trainings­stätte seiner Gründervereine zurückkehren. Die gemeinsame Trainingsstätte mit dem Sanitäts-Schwimm-Verein Eimsbüttel führte trotz aller sportlichen Ausein­andersetzung doch schon zu einer Zusammenarbeit. Die Ernährungslage erlaubte noch keine langen Strecken, aber in den Kurz­strecken stellten sich bald wieder Erfolge ein. Die Damenmannschaft konnte vom 6. bis 11. Juni 1947 auf einer Wettkampfreise in Bonn, Bad Godesberg, Duis­burg, Barmen und Lüdenscheid sogar Siege in Barmen und Lüdenscheid errei­chen. Im gleichen Jahr konnte ein Klubkampf gegen den 1. Lübecker SV von 1896 im Stadion Altona gewonnen werden. Die 1. Wasserballmannschaft nahm an einem Turnier in Nürnberg teil, konnte dort jedoch nicht gewinnen. Gerd Hotz gewann auf den Hamburger Meisterschaften die Titel über 200 m Kraul und 100 in Rücken und konnte mit nur 1/10 Sekunde Rückstand bei den Deutschen Meisterschaften über 100 in Rücken Deutscher Vizemeister werden.

Ein weiterer Zusammenschluss, die Geburt des Schwimmvereins Poseidon Hamburg

Durch die allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse war mit einer erfolgreichen Weiterentwicklung der kleineren Vereine nicht zu rechnen. Aus diesem Grunde schlossen sich am 25. März 1948 der "Schwimmverein Posei­don" und der "Sanitäts-Schwimm-Verein Eimsbüttel" unter dem nun gemeinsa­men Namen "Schwimmverein Poseidon Hamburg" zusammen. Da der "Sanitäts­-Schwimmverein Eimsbüttel" am 1. März 1895 gegründet worden war, einigte man sich auf dieses Datum als Gründungsdatum des neuen Vereins. In den Vor­stand wurde Walter Müller als 1. Vorsitzender und Wilhelm Richter als sportli­cher Leiter gewählt. Der Schwimmverein Poseidon Hamburg wurde am 7. De­zember 1948 unter der Nummer 4309 in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Hamburg eingetragen. Auch im Winter 1947/1948 konnten trotz Mitbenutzung der Schwimmhallen Bartholomäusstraße und Hohe Weide die Trainings-möglichkeiten nicht zufrie­den stellen. Durch Initiative des Vorstandes beim Bürgermeister konnte der Wie­deraufbau des Bismarckbades in Altona angefangen werden, und bei freiwilligen Arbeitseinsätzen wurde dieser Aufbau tatkräftig unterstützt. Auch die älteren Mitglieder des Vereins legten tatkräftig Hand an. Beispielhaft sollen hier die Namen Richter, Ströh, Hansen, Nufer, Lang und Harder erwähnt werden. Im Januar 1948 wagte sich dann die erste Mannschaft mit Damen und Herren zu einem Wettkampf nach Berlin und belegte jeweils den 2. Platz hinter Südring (Herren) und Westring (Damen).

Ein vereinseigenes Bad

Da sich die Vorstellung eines eigenen Bades in Blankenese nicht verwirklichen ließ, wurde der Ausbau des Quellbades in Niendorf am Sootbörn in Angriff ge­nommen. Dieses, seit langer Zeit brachliegende, Schwimmbad war von einer Gemeinschaft von 15 Mitgliedern (Gemeinschaft "Quelle") des „Sanitäts‑ Schwimmverein Eimsbüttel" auf eigenes Risiko von Joachim Sottdorf am 1. Ok­tober 1947gepachtet worden, nachdem zuvor die ursprüngliche Pächterin, Frau Agneta Müller, die Großmutter eines Vereinsmitgliedes, diese Verpachtung schon 1946 vorweggenommen hatte. Obwohl die Mitgliederversammlung die Über­nahme für den Verein abgelehnt hatte, war im Pachtvertrag vorsichtshalber vor­gesehen, dass der Sanitäts- Schwimm-Verein Eimsbüttel von 1895 e. V. später in den Pachtvertrag eintritt. Jedes Mitglied dieser "Gemeinschaft "Quelle"" haftete mit seinem Anteil persönlich für die aufzubringende Jahrespacht von 1.000 Reichs­mark. Unmittelbar nach der Vereinbarung mit Frau Müller begannen die Mitglieder der Gemeinschaft 1946 mit den Arbeiten zur Wiedereröffnung des Quellbades. In den zwanziger Jahren waren Eichenholzwände durch den damaligen Besitzer eingezogen worden und es schien, dass "nur" eine Entfernung des Schlamms aus dem 70 x 25 m großen Becken vorgenommen werden musste. Dies war mit den damaligen Mitteln natürlich auch eine enorme Arbeit, die an Wochenenden und nach der Arbeit von vielen Helfern erledigt wurde. Im Sommer konnte das Bad wieder seiner Bestimmung zugeführt werden. Der Andrang war sehr groß, war doch das Quellbad weit und breit das einzige betriebsfähige Bad. Leider zeigte sich, dass die Eichenholzwände doch so morsch waren, dass sie dem Badebetrieb nicht mehr standhielten. Es löste sich eine Bohle nach der anderen heraus, und nach einer Woche schwammen so viele Bohlen im Wasser, dass der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Die Gemeinschaft "Quelle" gab jedoch nicht auf. In den nächsten Monaten wurden Pläne gemacht, gerechnet, geprüft und auch viele Luftschlösser gebaut. Und 1948 ergab sich nun doch eine Mehrheit für das Quellbad als Vereinsbad. Mit vereinten Kräften ging es nun an die Verwirklichung der Pläne. Erneut zeigte sich die Leistungskraft einer Gemeinschaft, wenn ein gemeinsames Ziel vorhanden ist. Jeder konnte sich und seine Fähigkeiten einbringen und welche Kraft in den Mitgliedern schlummerte, zeigte sich bei der Umsetzung der Pläne. Entwürfe und Zeichnungen werden gefertigt und zur Baugenehmigung eingereicht, Werkzeuge und Fahrzeuge werden gestellt, Material wird gekauft, getauscht und organisiert, Mithelfer werden gesucht und gefunden. Teilweise sind bei den freiwilligen Arbeitseinsätzen mehr als 100 Mitglieder auf der Baustelle, und das bei einer 48 Stunden-Woche mit Sonnabendsarbeit. Das Bauvorhaben hatte sich auch bis zu einem Vereinsmitglied herumgespro­chen, das in den 30iger Jahren in die USA ausgewandert war. Er schickt ungerö­steten Kaffee. Kaffee war damals beinahe wertvoller als Geld und für den Emp­fänger viel zu schade, um ihn zu trinken, denn auf dem schwarzen Markt konnte dieser Kaffe in Zement getauscht werden, und mit dem Zement konnten die Wände des 50 x 25 m Schwimmbeckens und das Nichtschwimmerbecken ge­mauert werden. So konnte für ein Pfund Kaffee 10 Sack Zement beschafft wer­den. Es fehlen die Mauersteine. An neue Steine war überhaupt nicht zu denken. Aber es gab ja leider reichlich Schutt in Hamburg, denn ganze Stadtteile lagen ja in Trümmern. Aus der Innenstadt werden LKW mit Trümmern in das Quellbad gebracht. Diese Trümmer werden zunächst sortiert. Eisenteile werden ausgeson­dert, weil sie als Moniereisen dienen können. Ganze Steine werden ebenfalls ge­sammelt, weil sie für die Mauern verwendet werden müssen. Unsere eigenen Trümmerfrauen und Trümmerkinder bearbeiten diese Steine zur Wiederverwendung. Der nicht mehr verwendungsfähige Rest wird zu einer Zuschauertribüne aufgeschüttet. Ein Teich wird zugeschüttet und das Gelände planiert. Ein ehemaliger Tanzpavillon wird zum Klubheim umfunktioniert und Plumpsklosetts müssen gebaut werden. Ein Tischtennisplatz mit 3 Platten vervollständigt die Anlage. Aber ohne Geld ging es trotzdem nicht. Mit dem Erwerb von Bausteinen konnte sich jeder den Eintritt in das zukünftige Quellbad sichern, und die umliegenden Schulen waren beim Vertrieb dieser Bausteine eifrige Helfer. Wenn man sich später dieses Gelände von ca. 10.000 qm angesehen hat, war es kaum vorstellbar, dass es mit seinen Anlagen praktisch in Handarbeit nur unter Verwendung weniger Maschinen entstanden ist. Viele Vereinsmitglieder investierten in diese Arbeit in den Jahren 1948 bis 1950 praktisch ihre gesamte Freizeit und ihren Urlaub.

Der Sportbetrieb läuft weiter

Neben den laufenden Bauarbeiten am Vereinsbad lief aber der normale Sport­betrieb weiter. Am 20. Juni 1948, dem Tag der Währungsreform, befanden sich die Damen- und Herrenmannschaft zu einem Wettkampf beim Hannoverschen Schwimmverein. Dort wurde buchstäblich die letzte Reichsmark verzehrt. Das schwimmsportliche Leben nahm nach der Währungsreform einen raschen Aufstieg. Die Herrenmannschaft schnitt bei den Hamburger Meisterschaften 1948 als bester Verein ab. Bei der 25. Alsterstaffel erreichte die Damen- und die Her­renmannschaft jeweils den 2. Platz. Der vom "SV Poseidon Hamburg" mitinitiierte Wiederaufbau des Bismarckbades konnte mit einem Schwimmfest zur Wiederer­öffnung mit weit über 1.000 Zuschauern und vielen Prominenten am 1. Oktober 1948 gefeiert werden. 1949 stellten die Hamburger Wasserwerke den Vereinen Jahreskarten für die Benutzung der Hamburger Bäder während des Übungsbetriebes zur Verfügung. Bei den Hamburger Meisterschaften wurde die Herrenmannschaft erneut als er­folgreichster Verein ausgezeichnet. Bei den Deutschen Meisterschaften erreichte unsere Damenrückenstaffel einen 5. Platz. Mit der 4 x 100 m Krautstaffel und der 4 x 100 m Lagenstaffel wurde jeweils der 6. Platz belebt. Jochen Brockmann erreichte im Endlauf über 100 m Brustschwimmen ebenfalls einen 6. Platz. Mit der Wiedereröffnung weiterer Hallenbäder nahm auch der Übungsbetrieb zu. 1.000 Mitglieder waren nun in den Abteilungen Altona, Barmbek, Eimsbüttel, Eppendorf und St. Paule organisiert. Im November 1949 erhielten wir erstmals wieder Auslandsbesuch. Die Schwim­mer von Elfsborg Boras aus Schweden waren uns mit ihren Wasserballern überle­gen. Drei schwedische Nationalspieler trugen zum 8:2 Sieg der Gäste bei. 1950 war nun ein erneuter großer Termin in unserem Vereinsleben. Mit dem Schwimmverein Gelsenkirchen wird durch einen Klubkampf das neue Quellbad eingeweiht. Das Quellwasser ist kalt. Selten übersteigt die Temperatur 18 Grad. Doch dieses Bad ist nun Mittelpunkt des Vereins. Die verschiedenen Mannschaf­ten trainieren hier täglich, und für viele Kinder und Jugendliche wird das Quellbad im Sommer zweite Heimat. Aber auch die Öffentlichkeit konnte unser Vereinsbad immer benutzen. Kin­der zahlten 0,15 DM, Erwachsene 0,30 DM Eintritt. Die Schulen hatten wegen ihrer tatkräftigen Unterstützung beim Verkauf der Bausteine freien Eintritt. Als Belohnung für die emsige Arbeit der Vereinsmitglieder besteht die Mög­lichkeit für die Herrenmannschaft, in Lissabon gegen den Verein "Sport Alges e Dafundo" mehrere Schwimmwettkämpfe und Wasserballspiele zu bestreiten. Bei den Hamburger Meisterschaften wurden sowohl die Damen- als auch die Herrenmannschaft Sieger in der Gesamtwertung. Hier zeigte sich, dass die Mi­schung zwischen Alt und Jung geglückt war. Unsere erfolgreichsten Teilnehmer waren bei den Damen Gertrud Seemann, Hilde Richter, Hedi Springer, Inge Eckhaff, Hanna Walther, Ilse Erne-Hansen. Die erfolgreichsten Medaillensammler bei den Herren: Gerd Hotz, Walter Frick, Jochen Brockmann, Walter Becker, Kurt Schmidt, Hein Sechs, Rudolf Möller, Karl Schröder, Werner Fritsche, Fritz Lang und Bernhard Bidrich. Auf der Weihnachtsfeier 1950 bewies sich die hervorragende Jugendarbeit. Mehr als 500 Kinder wurden an einer gemeinsamen Tafel bewirtet und anschließend durch den Weihnachtsmann beschenkt. 1951 vertraten 11 Jugendliche des Ver­eins die Farben der Freien und Hansestadt Hamburg im Vergleichskampf mit Berlin und Niedersachsen. Zum Beginn des Sommers fand der Gegenbesuch der Aktiven vom "Sport Angles e Dafundo" aus Lissabon statt. Am 20. 1. 1952 erreichte unsere Damenmannschaft über 6 x 50 m Brust bei einem Schwimmfest im Bismarck-Bad eine Zeit, die sie auf den ersten Platz in der Bestenliste des Deutschen Schwimm-Verbandes, die damals noch als "Liste der drei Besten" geführt wurde, brachte. Bei den Herren dominierte Jochen Brockmann mit einer Zeit von 2:51,2 Minuten über 200 m Brust. Bei den Jugend­prüfungswettkämpfen stellte der SV Poseidon Hamburg die beste Damenjugend­mannschaft in Hamburg. Die Hamburger Hallenmeisterschaften beendeten wir mit den Damen als beste und mit den Herren als zweitbeste Mannschaft. Bei den neu entwickelten Mannschaftsmeisterschaften, in denen in jeder Lage eine bestimmte Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern starten muss - der Nachfolger dieses Wettkampfes ist jetzt die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft -erreichten die Herren einen hervorragenden 3. Platz in der Bundeswertung. In der Abteilung Altona sind über 200 Kinder und Jugendliche organisiert. Die gute Trainingsarbeit und geschlossene Mannschaftsleistung in der Damen­abteilen; wurde besonders durch die sieben ersten Plätze in der Liste der drei Besten des Deutschen Schwimm-Verbandes deutlich. Der SV Poseidon Ham­burg war in den Staffeln über 10 x 50 in und 20 x 50 in Kraul, Brust und Rücken und in der 12 x 50 m Lagenstaffel nicht zu überbieten. Zusätzlich wurden noch drei 2. und zwei 3. Plätze erreicht. Damit dominierten unsere Damen eindeutig die großen Staffeln in Deutschland. Der Sommer wurde im Quellbad in Niendorf mit einem großen Kinderfest abgeschlossen, zu dem sich über 300 Kinder aus allen Abteilungen trafen. Eine Vielzahl von Klubkämpfen folgten und waren ständiger Anreiz zur Über­prüfung der Leistungen. Jochen Brockmann konnte sich als Dritter bei der Ausscheidung für die Ge­samtdeutsche Mannschaft für die Olympischen Sommerspiele 1952 in Helsinki trotz seiner Bestzeit von 1:13,8 Minuten über 100 m Brust nicht gegen Herbert Klein (VfvS München) und Walter Klinge (MTV Braunschweig) durchsetzen. Auch Bernhard (Berni) Biddrich, der an dieser Olympiaqualifikation als Mitglied der Wasserballnationalmannschaft teilnahm, konnte sich für die Aufnahme in die Mannschaft nicht qualifizieren. Der Leistungstrend der Damen hielt unverändert an. Bei den Jugendleistungs­wettkämpfen erreichte die Damenjugendmannschaft einen zweiten Platz im Deutschen Schwimm-Verband. Außerdem erschienen sie mit 10 Plätzen in der Staffelbestenliste des DSV. 1953 errang unsere Damenmannschaft erstmals nach dem Zusammenschluss den Sieg in der Alsterstaffel während die Herrenmann­schaft erneut hinter dem Hamburger Schwimm-Club zweiter wurde. In Wolfenbüttel konnte Elke Balke bei den Deutschen Meisterschaften über 100 m Brust in der Jugendklasse den 2. und bei den Damen den 4. Platz belegen. Die Herrenrückenstaffel erreichte einen 6. Platz. Helmut Kaphingst wurde für seine 3:06.9 Min. über 200  m Schmetterling bei den Jugendlichen mit dem 2. Platz belohnt, und über 100 m Schmetterling kam er auf den 2. Platz (1:29, 4 Minu­ten) . Die Jugendabteilung unternahm eine Schwedenreise, bei der neben einigen Wettkämpfen vor allen Dingen das Kennen lernen von Land und Leuten im Vordergrund standen. Im Hallenbad St. Pauli waren auf den 3 Bahnen über 200 Kinder am Start, unter ihnen auch erstmals der Verfasser dieser Zeilen. Gesellschaftlich war im Vereinsleben auch ein Aufschwung zu verzeichnen. So feierten 1953 schon 100 Jubilare einen geselligen Abend, und weit über 500 Kin­der trafen sich zu einer Weihnachtsfeier im Haus des Sports. Die Jahreshauptversammlung 1954 brachte einen Führungswechsel mit sich. Egon Krumm wurde zum Nachfolger des aus beruflichen Gründen nicht wiederkandidierenden Walter Müller gewählt. Der Posten des sportlichen Leiters wurde von Hans Naethe besetzt. Auch in diesem Jahr waren es unsere Damen, die mit einer sportlichen Höchst­leistung begannen. Unsere Schwimmerinnen Karp, Hüttersen, Elke und Gusla Balke, Stange und Röttger schwammen im neu erbauten Hallenbad Harburg eine neue deutsche Bestzeit über 6 x 50 m Brust in der Zeit von 9:35.1 Minuten. Elke Balke gewann auf den Jugendprüfungswettkämpfen in Hof in 1:25,2 Minuten das 100 m-Brustschwimmen. Auf den Hamburger Meisterschaften gewannen die Herren die Rückenstaffel, und die Damen kamen in der Brust- und in der Lagen­staffel zu Meisterehren. Während der Sommerferien war eine große Mannschaft in Forsakar/Schwe­den. Bei einem Klubkampf gegen Linhamn (Malmö) konnten wir in unserem Urlaubsort einer großen Zuschauerzahl spannende Wettkämpfe bieten. Ein wei­terer Klubkampf fand in Tomelilla statt, zu dem uns unsere Gegner mit dem Autobus abholten. Mit einer Werbeveranstaltung für den Schwimmsport schloss diese Auslandsreise. Die folgenden Jahre bringen bei beständiger Trainingsarbeit wechselnde Erfol­ge unserer Mannschaften im Schwimmen und Wasserball. Das Vereinsbad ent­wickelt sich immer mehr zum Treffpunkt der Mitglieder und ist Anziehungspunkt für die Öffentlichkeit. In jedem Frühjahr müssen die Schäden des vergan­genen Sommers und des Winters wieder ausgebessert werden. Das Grundwasser zerstört immer wieder den betonierten Boden des Nichtschwimmerbeckens. Sehr oft müssen die Landelichter der Flugzeuge die fehlende Beleuchtung im Bad ersetzen, wenn die Reparaturarbeiten auch bei einbrechender Dunkelheit noch abgeschlossen werden sollen. 1959 macht sich das ständige Training im Vereinsbad bemerkbar. Über 4x100 m Lagen erkämpft sich die männliche Jugend  bei den Deutschen Bestenkämpfen in der Besetzung Helmut Ahrens, Bernd Strahlendorf, Klaus Katzenstein und Jürgen Meffert den Titel des Deutschen Meisters. Ein Jahr später wurde mit den Schwimmern Helmut Ahrens, Jürgen Scheuermann, Klaus Katzenstein und Jürgen Meffert der Titel erfolgreich verteidigt.

Abschied vom Quellbad und noch ein neuer Anfang

Ende der 50iger Jahre gingen die ersten Gerüchte um, dass der Flughafen Ham­burg erweitert werden sollte. Würde unser Vereinsbad davon betroffen sein? Was würde geschehen mit diesem Herzstück des Vereins, in dem so viel Mühe, Schweiß und Arbeit, aber vor allen Dingen das Herzblut unserer beiden Ehrenvorsitzen­den steckt? Egon Krumm setzte alle Hebel in Bewegung, um frühzeitig Kenntnis von Pla­nungen zu erlangen und so rechtzeitig entsprechende Strategien entwickeln zu können. 1960 wurden dann alle Befürchtungen wahr. Das Bad wurde tatsächlich für die Flughafenerweiterung benötigt. Alles was in mühevoller Kleinarbeit geschaffen worden war, sollte nun dem Erdboden gleichgemacht werden. Sehr schnell wurde über Alternativen nachgedacht. Schon im Januar 1961 wur­de der Stadt ein Vorschlag vorgelegt, nach dem für einen Gesamtpreis von 800.000 DM auf einer Fläche neben dem "Sola-Bona-Park" in Eidelstedt eine Ersatzanlage errichtet werden könnte. Dieser Vorschlag wurde von der Stadt je­doch aus verschiedenen Gründen nicht akzeptiert. Immer wieder wurden Einwendungen gemacht. Mal war der Standort nicht passend, mal waren die Baukosten zu hoch, dann wurde um die Höhe der Ersatzleistung gestritten. Das Bad sollte am Bondenwald oder an der Hagenbeckstraße entstehen. Diese Standpunkte passten nun nicht in unser Konzept. So vergingen die Jahre bis 1967. In der Zwischenzeit stiegen die Baukosten auf 1.2 Millionen DM. Wie sollten wir das schaffen? Immer wieder wurden die Be­rechnungen aktualisiert. Mit der Entschädigung für unser Bad in Niendorf und der Entschädigung für sonstige Vermögensnachteile, die wir in beachtlicher Höhe erlitten hatten, konnten wir die erforderlichen Eigenmittel aufbringen, um zu­sätzliche Finanzierungsmöglichkeiten erschließen zu können. Aus Finanzierungs­mitteln des Bundes konnten wir eine Spitzenfinanzierung erhalten. Darlehen des Hamburger Sport-Bundes und des Hamburger Fußball-Verbandes rundeten die Finanzierung ab. Der Bau konnte beginnen. Zunächst musste das Gelände angehoben werden, denn der hohe Grundwasserspiegel machte es unmöglich, dass Becken in den Boden zu versenken. Baufirmen waren dankbar, dass sie die Möglichkeiten hat­ten, Bodenaushub von Bauvorhaben auf unserem Gelände zu verteilen. So wurde es möglich, die erforderliche Höhe herzustellen, und jeder, der heute die Stufen zur Kasse "erklimmt", kann sich vorstellen, dass wir das Schwimmbecken prak­tisch auf den ebenen Grund gestellt und dann anschließend den Boden ange­schüttet haben. Bei den Planungen des neuen Bades spielten verschiedene Überlegungen eine Rolle. Das Bad sollte internationalen sportlichen Ansprüchen genügen. Es musste also ein Becken mit 8 Bahnen und 50 m Länge sein. Es sollte auch die erforderli­che durchgehende Tiefe von 1,80 m haben. Für die Nichtschwimmer musste ein entsprechendes Becken geschaffen werden und für die ganz Kleinen wollten wir auch die Möglichkeit eröffnen, schon im Krabbelalter im Wasser zu sein. Aus diesem Grunde wurde das Babybecken in das Nichtschwimmerbecken integriert. Natürlich gab es auch bei diesem Bau unvorhergesehene Zwischenfälle, aber ter­mingerecht konnte bei einer Übergabefeier am 1. November 1968 als vorgezoge­nes Geburtstagsgeschenk vom Architekten Schmedje der Schlüssel für das fertige Bad an den 1. Vorsitzenden Egon Krumm gegeben werden. Am 1. Mai 1969 wurde das neue Poseidon Bad dann offiziell eröffnet.

Übergangslösung

In der Zeit nach der Schließung unseres Bades in Niendorf musste für das Vereins­leben eine Ersatzlösung für die Mitglieder gefunden werden. Es kam dem Vor­stand sehr gelegen, dass der Pavillon im Sommerbad Kaiser-Friedrich-Ufer durch die Hamburger Wasserwerke verpachtet werden sollte. Schnell entschlossen ent­schied sich der Verein. Unter der Federführung von Walter Weidner wurden die erforderlichen Um­bauarbeiten organisiert und durchgeführt, und wir hatten wieder eine Heimat. Neben einem Versammlungsraum, der auch zugleich als Tischtennisraum be­nutzt wurde, stand uns der "Festsaal" zur Verfügung, der mit Musikanlage ausge­rüstet bald der Treffpunkt für viele Feste wurde. Tanz in den Mai und Blauweiß-blaue Nacht sind sicher noch vielen älteren Mitgliedern in Erinnerung. Für die Jugend wurden Tanzkurse durchgeführt und bei verschiedenen Abtanz­bällen wurde das Erlernte den Eltern vorgeführt. Leider waren wir nur in diesem Pavillon die Hausherren. Im Kaifu mussten wir uns mit den anderen Vereinen und der Öffentlichkeit die Badebenutzung teilen und bei schönem Wetter konnte oft kein Training stattfinden. Natürlich hat der Sportbetrieb in dieser Zeit zwischen 1960 und 1968 nicht geruht. In allen Abteilungen wurde tatkräftig trainiert, und die Zahl junger Mitglieder stieg, die sich im Verein engagierten. Die Traineraus- und -fortbildung wurde im Hamburger Schwimmverband intensiviert und zeigte bald Erfolge. 1965 übernahm mit Günter Quast ein 23 jähriger Schwimmer den Posten des technischen Leiters und sollte das Kunststück fertig bringen, Schwimmer und Wasserballer an einem Tisch zu halten und bei der Übungsstundenverteilung im Verein ihre Bedürfnisse entsprechend zu berücksichtigen. Diese Wahl wurde wahrscheinlich nicht nur von Jochen Brockmann mit skeptischen Augen betrachtet. Aber gerade Jochen Brockmann war es, der in den 70iger Jahren zusammen mit Günter Quast die Damenmannschaft in die 2. Bundesliga brachte und sich mit ihm in vielen Fragen von Training und Mannschaftsführung einvernehmlich ab­stimmte. Im Jahr der Badeinweihung; sollte die Deutsche Jugendwasserballmeisterschaft im neuen Vereinsbad stattfinden. Hier zeigte sich das große Organisationspotential innerhalb unseres Vereins erneut. Noch heute ist die vorzügliche Ausrichtung und die liebevolle Herrichtung der Wettkampfstätte mit Anzeigetafel, Schiedsrichterlaufsteg und Zuschauertribüne in guter Erinnerung und Vorbild für viele folgenden Veranstaltungen in unserem Bad. Auch bei den Schwimmern entwickelte sich der Sportbetrieb kontinuierlich weiter. Jährlich stattfindende Trainingslager (u. a. im Poseidon-Bad, in Lands­hut, Müllheim, Annecy (Frankreich» bereiteten die Schwimmmannschaften auf die jeweiligen Spitzenereignisse vor. Unsere Stärke lag jedoch weniger bei einigen Spitzenschwimmerinnen und Spitzenschwimmern als in einer geschlossenen Mannschaftsleistung, denn bei den Hamburger Meisterschaften, den deutschen Jahrgangsmeisterschaften und den deutschen Meisterschaften wurden viele beachtliche Ergebnisse erzielt.

5.000 Vereinsmitglieder und ein zweites Schwimmbecken

Schon bald nach der Eröffnung des Bades in 1969 zeigte sich jedoch, dass ein Schwimmbecken für Leistungstraining, Breitensport und öffentlichen Badebetrieb nicht mehr ausreichend war. Die Einteilung für die unterschiedlichen Benutzer­gruppen führte zu großen Schwierigkeiten, weil jede Gruppe für sich mehr Raum und Zeit beanspruchte. Hinzu kam noch, dass der Verein immer größer wurde. So konnten wir 1970 mit Frau Ulla Wolff unser 5.000 Mitglied begrüßen. Überlegungen machten sich breit, das Vereinsbad zu vergrößern. Sollte es nicht möglich sein, zunächst ein zweites Becken zu bauen und dann später eine Halle daraus zu machen? Lag neben unserem Pachtgelände nicht noch ein Stück, was für unser Vorhaben geeignet war? Wieder wurden Pläne gemacht. Wieder wurde gerechnet und verhandelt und 1973 konnten die Planungen konkrete Formen annehmen. Es datierte dann doch noch bis zum 8. August 1975 bis das zweite 50 x 21 m Becken eingeweiht werden konnte. Leider haben sich die Planungen, hieraus eine Halle zu entwickeln, nicht ver­wirklichen lassen, da die erforderlichen Eigenmittel nicht aufgebracht werden konnten, um die Zuschüsse und Darlehen zum Bau zu erhalten.

Die Verbandsleistungsgruppe, Vorläufer der SG Hamburg

Als 1973 die Alsterschwimmhalle eröffnet wurde, etablierte der Hamburger Schwimmverband unter der Organisation von Günter Quast und mit Jochen Brockmann als einem von mehreren Trainern eine Leistungsgruppe, in der alle Schwimmerinnen und Schwimmer trainieren konnten, die festgelegten Auswahl­kriterien entsprachen. Dieses Angebot des Verbandes wurde natürlich auch von den Aktiven des SV Poseidon wahrgenommen. Allerdings erfüllten nicht alle Mitglieder die Aufnahmevoraussetzungen, aber durch das Training der Besten an einigen Tagen in der Alsterschwimmhalle und an anderen Tagen im Verein war der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft nie gefährdet. Mit dieser Verbands­leistungsgruppe wurde die Konzentration der Hamburger Schwimmerinnen und Schwimmer begonnen, die jetzt mit der Gründung der Schwimmgemeinschaft Hamburg als eingetragenem Verein abgeschlossen wurde.

Finanzielle Probleme, Poseidon vor dem Aus?

Eine Reihe schlechter Sommer ließ Ende der 70iger Jahre finanzielle Probleme entstehen. Zunächst wollte die Stadt weiterhin keinerlei Zuschüsse zum Betrieb unserer Bäder zahlen. Zähe Verhandlungen begannen. Wir konnten den Verant­wortlichen der Freien und Hansestadt Hamburg vermitteln, welchen Freizeit-und Erholungswert unsere Badanlage in Eidelstedt für die Hamburger hat. Gleich­zeitig mussten wir aber auch deutlich machen, dass der Schwimmverein Poseidon Hamburg nach 12 Jahren alleiniger Finanzierung aller Aufwendungen ohne jegli­che staatliche Zuschüsse nicht länger in der Lage sein würde, die Vereinsbäder zu unterhalten. Sollte nicht ein erforderlicher Zuschuss von 250.000 DM jährlich gewährt werden, müsste der Verein die Bäder aufgeben. Er würde sie dann den Hambur­ger Wasserwerken zur Bewirtschaftung antragen und Trainingszeiten in diesen Bädern beantragen. In einem Gutachten stellten die HWW jedoch fest, dass bei Fortführung des Konzeptes ein Zuschuss aus dem Steuersäckel von 750.000 DM für jedes der beiden Becken erforderlich wäre, während der Verein nur einen Zuschuss von 250.000 DM für beide Becken benötigen würde. Ob dieses Gutachten oder unsere Argumente, bei denen wir natürlich das Gut­achten betonten, den Ausschlag gaben, ist nicht nachvollziehbar. Jedenfalls wur­de ein Zuschussbetrag von jährlich 250.000 DM in den Haushalt des Jahres 1980 als direkte Sportförderung eingestellt. Leider hat sich dieser Zuschuss im Laufe der Zeit verringert, weil die allgemeine Sparwelle auch an dieser Haushaltsposition nicht spurlos vorübergegangen ist. Dieser Zuschuss wird auch immer nur als Fehlbetragsfinanzierung gewährt. Höhere Badeinnahmen in einem Supersommer kommen also nicht direkt dem Verein zugute. Es mindert sich nur der Zuschuss. Allerdings konnten bisher über Verhandlungen notwendige Investitionen für die Bäder zum größten Teil berücksichtigt werden. 1978 konnten wir mit unserer 4 x 100 m Freistilstaffel bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Wahrendorf mit der weiblichen Jugend wieder einen Meistertitel gewinnen. Nils Lang konnte 1982 über 400 in Lagen einen weiteren Deutschen Meistertitel für die Farben des SV Poseidon Hamburg erringen.

Ausblick

Leistungsentwicklung unterliegt immer einer Wellenbewegung. Wenn der Ver­ein nun im Augenblick jedoch nicht zur absoluten Spitze im Schwimmen gehört, sollten wir doch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, ob wir aber jemals wieder ein solches Talent wie Peter Bermel in unseren Reihen haben werden, bleibt ab­zuwarten. Auch in der Zukunft wird der ehrenamtlich geführte Sportverein wichtig und erforderlich sein. Nur er bietet die Gewähr für das Motto "Sport für alle". Der ehemalige Bür­germeister Dr. Henning Voscherau hat Recht: Sportvereine haben in unserer konsumorientierten Zeit eine wichtige soziale Funktion. Wir wollen alles dazu tun, mit dem Schwimmverein Poseidon Hamburg auch in der Zukunft diesem Anspruch zu genügen.